Mobile Telearbeit. Formen mobiler Arbeit. Vernetzte Projektarbeit und mobile Telearbeit. Arbeit beim Kunden. Regelungsinhalte Telearbeit. Telearbeit und betrieblicher Arbeitsplatz/Desk Sharing. Voraussetzungen der Teilnahme an Telearbeit Begründung und Beendigung von Telearbeit. Organisation der Telearbeit. Ergonomie und Gesundheitsschutz. Vereinbarungen zum Regelungsbereich Außendienst Steuerung des Außendiensts. Vereinbarungen zum Regelungsbereich Dienstreisen Sparsamkeit bei Dienstreisen. Reisezeit - Arbeitszeit. Sonderregelungen für häufiges Reisen?. Kostenerstattung. Arbeit beim Kunden/Entsendung. Nutzung mobiler Geräte. Leistungs- und Verhaltenskontrolle. Erreichbarkeit. Datenschutz. Privatnutzung von mobilen Geräten. Beim Kunden arbeiten, längere Zeit im Ausland sein, unterwegs im Zug, zu Hause oder auf dem Spielplatz, moderne Endgeräte zur Kommunikation machen Datentransfer und globale Kommunikation relativ leicht. Mobile Arbeitseinsätze haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Jederzeit und überall arbeiten können schafft große Freiräume: für Unternehmen, weil Beschäftigte noch flexibler eingesetzt werden können, für Beschäftigte, wenn sie berufliche Flexibilität für das Privatleben brauchen und wollen. Was ist jedoch, wenn diese noch stärker verschwimmenden Grenzen nicht gewünscht sind von Beschäftigten? Wie kann man dem etwas entgegensetzen? Eine Notbremse: Das Smartphone nach 19 Uhr abschalten. Welche Regelungen schützen die Beschäftigten und entsprechen gleichzeitig ihren Wünschen sowie den Wünschen ihrer Arbeitgeber nach Flexibilität? Für die Analyse wurden 96 betriebliche Vereinbarungen der Jahre 1990 bis 2012 ausgewertet, die sich in unterschiedlichen Aspekten von Mobilität und Arbeit befassen - Vereinbarungen zur Telearbeit, zu Auslandseinsätzen, Dienstreisen, Arbeit beim Kunden und zur Nutzung mobiler Endgeräte. Arbeitsstättenverordnung Arbeitszeitgesetz Arbeitssicherheitsgesetz Bildschirmarbeitsverordnung Die Anforderung im Beruf mobil sein zu müssen, wird für immer mehr Beschäftigte zu einer Selbstverständlichkeit. Heute sind nicht mehr nur Manager und Führungskräfte im Auftrag von Unternehmen unterwegs. Auch Angestellte in technischen und Verwaltungsberufen, Facharbeiter und Handwerker, die noch vor wenigen Jahren fest an ihrem Dienstort verankert waren, reisen zu Tochtergesellschaften oder direkt zum Kunden (Kesselring/Vogl 2010). Mittlerweile ist jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland aus beruflichen Gründen mobil (Ruppenthal/Rüger 2011). Weltweit arbeiten laut IDC-Report (2010, S. 1) derzeit bereits knapp 35 Prozent der Beschäftigten mobil. Arbeit wird durch Globalisierungsprozesse zeitlich, organisatorisch und räumlich entgrenzt und damit weniger ortsgebunden. Wenn Produkte weltweit produziert, und immer neue Märkte erschlossen werden, dann führt dies in der Konsequenz allerdings auch zu mehr Reisetätigkeit. Denn nicht alles lässt sich über schnelle Datenleitungen regeln: Tochterunternehmen werden gegründet und aufgebaut, mit Kooperationspartnern müssen Absprachen getroffen werden, Kunden wollen besucht, Neukunden akquiriert und neue Märkte sondiert werden. Dies alles führt zu einem Mehr an Reisen, denn ''der moderne Kapitalismus ist nicht denkbar ohne physische Mobilität'' (Sennett 2007, S. 589). Trotz der zunehmenden Bedeutung mobiler Arbeit ist deren Gestaltung bislang kaum ein Thema betrieblicher Akteure, sondern wird in erster Linie den Beschäftigten selbst auferlegt. Wie sie das zunehmende Unterwegssein mit ihrer Arbeits- und Lebenswelt verbinden, müssen sie in erster Linie selbst regeln. Wenn Mobilität allerdings zu einer allgemeinen Anforderung an die Arbeitskraft wird, sollte sie auch Gegenstand betrieblicher Gestaltung sein. Die Bedeutung des Begriffes ''mobile Arbeit'' hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Zunächst wurde mobile Arbeit mit Tele(heim)arbeit gleichgesetzt. Die Arbeit ''verschwand'' aus den Büros und wurde in die heimische Wohnung verlagert. Damit wurden die Arbeitsaufgaben mobil, die Teleheimarbeitskraft zeichnete sich hingegen durch Immobilität aus: Die Teleheimarbeit sollte den Weg zur Arbeitsstätte überflüssig machen, der Arbeitsplatz wurde in die Wohnung (zurück) verlegt. Mit der Entwicklung der Netzwerktechnologien und der Entwicklung von mobilen Endgeräten hat sich mobile Arbeit vom konkreten Arbeitsort gelöst. Gearbeitet wird überall dort, wo der Netzzugang gesichert ist: im Betrieb, zu Hause, im Hotel, im Zug, überall dort, wo man Zugang zum Netz hat. Damit haben sich die Formen mobiler Arbeit deutlich ausgedehnt. Das Spektrum reicht von der gelegentlichen Arbeit zu Hause, über ein- bis mehrtägige Geschäftsreisen, bis hin zur Tätigkeit direkt beim Kunden, die sich über mehrere Wochen und Monate hinziehen kann. Mobile Arbeit eindeutig zu definieren, ist daher nicht ganz einfach. Nach der ECaTT-Norm (Electronic Commerce and Telework Trends) gilt es al
s mobile Telearbeit, wenn mindestens 10 Stunden pro Woche an einem anderen Ort als der zentralen Betriebsstätte oder der Wohnung gearbeitet wird und hierbei online-Datenübertragung benutzt wird (vgl. Empirica 2000, S. 10). Nach dieser Definition müssen mobile Arbeitskräfte zu einem gewissen Umfang räumlich mobil und dabei virtuell vernetzt sein. Im Folgenden wird mobile Arbeit weiter gefasst: Es werden auch Tätigkeiten bzw. Berufe wie Servicetechniker, Handwerker, oder Vertriebsmitarbeiter einbezogen, die innerhalb einer vernetzten Firma zu Tochterfirmen oder Kunden reisen, ohne dabei ständig von unterwegs Daten zu übertragen. Auch die alternierende Telearbeit, bei der teilweise von zu Hause aus gearbeitet wird und die nicht unter die Definition der ECaTT-Norm fällt, wird an dieser Stelle zur mobilen Arbeit gezählt. Vor diesem Hintergrund erweisen sich mobile Arbeit und beruflich bedingtes Reisen als fast allgegenwärtig oder zumindest als weitverbreitet. Mobil gearbeitet wird in fast allen Sektoren und Branchen und zunehmend auch in Tätigkeiten, die ursprünglich immobil waren. Kesselring/Vogl (2010) unterscheiden deshalb in ihrer Studie zwischen so genannten Mobilität der Arbeitsinhalte Mobilität der Beschäftigten Arbeit zuhause Reine Telearbeit Alternierende Telearbeit Virtuell vernetzte Projektarbeit Arbeit beim Kunden bzw. an Mobile Telearbeit - Arbeiten unterwegs im Hotel, im Zug, in der Lobby etc. auf dem Weg zum Kunden etc. Alt- und Neu-Mobilen: Für die Alt-Mobilen, wie z.B. Außendienstkräfte, gehört Mobilität zur Arbeitstätigkeit. Neu-Mobile, z.B. in kaufmännischen Berufen, üben hingegen Tätigkeiten aus, in denen Mobilität eine neue berufliche Anforderung darstellt. Damit liegt der Fokus weniger auf der technologischen Vernetzung als vielmehr darauf, inwieweit räumliche Mobilität eine neue Anforderung wird. Vereinfacht lassen sich Formen mobiler Arbeit danach unterscheiden, was oder wer mobil ist: Sind es die Arbeitsinhalte, die mobil werden? Oder sind es die Beschäftigten, die zu ihren Kunden und/oder Arbeitsgegenständen reisen? Oder handelt es sich um eine Kombination daraus, wenn während des physischen Unterwegsseins auch mit mobilen Endgeräten gearbeitet wird (vgl. Tabelle 1). Sind die Arbeitsinhalte mobil, gelangen diese via Datenleitung zu den Beschäftigten. Der Arbeitsort wird dabei unwichtiger, wichtig ist der Zugang zum Netz. Sind die Beschäftigten mobil, ist zentral, dass sie zu Kunden, Zweigstellen oder Tochtergesellschaften reisen. Beim Arbeiten unterwegs sind sowohl die Arbeitsinhalte als auch die Beschäftigten mobil: Letztere arbeiten dann z.B. im Zug oder im Hotel. Mobile Arbeitsformen, in denen der Mensch mobil ist und Technik ihn bei seiner Arbeit unterwegs unterstützt, so dass er stets erreichbar ist, beschreibt Schröter (2007, S. 194) als veraltet. Sie würden langfristig durch die E-Mobility abgelöst: ''Mit dem Begriff E-Mobility wird die Abwicklung von Aufträgen und Geschäftsprozessen über das Internet bezeichnet, bei der vor allem Arbeitsvorgänge losgelöst von der Mobilität der Person mobil im virtuellen Raum mit Hilfe der Maschine-zu-MaschineKommunikation organisiert werden können.'' (ebd.) Bei E-Mobility ist nicht der Mensch, sondern der Arbeitsvorgang mobil. Der Fokus liegt auf technischen Innovationen (z.B. Softwareagenten). E-Mobility meint die Mobilmachung von Arbeitsvorgängen, ohne dass der Mensch dabei mobil sein muss. Diesen Wechsel von der personalen Mobilität zur E-Mobility beschreibt Schröter als Paradigmenwechsel, da sich der Begriff von Mobilität dabei grundlegend verändere: ''War bislang das Verständnis des mobilen Arbeitens vor allem auf die IT-unterstützte Mobilität der Person wie etwa bei Außendienstmitarbeiter/innen, Vertreter/innen etc. bezogen, so muss zukünftig vermehrt auch von ›Electronic Mobility‹ in dem Sinne gesprochen werden, dass Arbeit losgelöst von der Person mobil im virtuellen Raum organisierbar wird. Beide Mobilitätsformen werden getrennt oder ineinander verwoben den beruflichen Alltag verändern.'' (ebd., S. 22) Ohne Zweifel nimmt E-Mobility zu: Man denke nur an virtuelle Projektteams, die standortübergreifend gemeinsam Projekte bearbeiten, ohne sich zu treffen. Dennoch lässt sich feststellen, dass trotz aller ''virtuellen Mobilität'' (Urry 2007) heute im großen Stil gereist wird. Die Anzahl der Geschäftsreisen in deutschen Unternehmen ist von 2005 bis 2011 von 146 auf knappe 164 Millionen gestiegen. Einen kurzen Einbruch gab es lediglich in den Krisenjahren 2008 und 2009. Im Jahr 2011 wurde bereits wieder das Rekordjahr von 2007 erreicht. Reisen wird offensichtlich auch in Zeiten von Videokonferenzen und virtuellen Meetings nicht obsolet. Im Gegenteil: ''Neun von zehn Unternehmen befürchten Umsatzrückgänge, sollten Geschäftsreisen - etwa vor dem nächsten Abschwung dem Rotstift zum Opfer fallen'' (VDR 2012, S. 9). Arbeiten jenseits von Zeit und Raum? Mobile Arbeit zeichnet s
ich dadurch aus, dass sowohl der Arbeitsort als auch die Arbeitszeit flexibel sind. Die Arbeit kann von überall und jederzeit erledigt werden. Zeit- und raumunabhängiges Arbeiten gilt aber nicht für alle Formen und Tätigkeiten mobiler Arbeit. Es existieren vielmehr auch Formen, bei denen die Zeit und der Ort klar fixiert sind. Eine Videokonferenz setzt beispielsweise voraus, dass alle Teilnehmenden zur gleichen Zeit im virtuellen Raum anwesend sind. Wird hingegen direkt beim Kunden gearbeitet, ist meist der Ort vorgegeben