Berufseinstieg geflüchteter Frauen (Praxishilfe)

Berufseinstieg geflüchteter Frauen (Praxishilfe)

Mit dieser Praxishilfe sollen die Potenziale geflüchteter Frauen und Mütter verdeutlicht

und deren Potentiale als künftige Mitarbeiterinnen aufgezeigt werden.

Sie finden hilfreiche Tipps und passende Ansprechpartner rund um die Beschäftigung von weiblichen Flüchtlingen.

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So gelingt der Berufseinstieg geflüchteter Frauen in Ihr Unternehmen Eine Praxishilfe für Unternehmen Geflüchtete Frauen sind seltener als Männer berufstätig. Woran liegt das? Warum ist es wichtig, Frauen auf ihrem Weg in die Berufstätigkeit zu unterstützen? Katarina Barley: Die Hälfte der Frauen hat bereits in ihrer Heimat gearbeitet. Sie bringen also ein großes Potenzial mit, auch wenn oft noch Qualifikationen fehlen oder nicht anerkannt wurden. Aber die Hürde liegt noch woanders: Drei Viertel der geflüchteten Frauen sind Mütter. Sie müssen erst einmal einen Kita-Platz für ihre Kinder finden, den Familienalltag neu justieren und dann eine Rolle in der Berufswelt finden - und das in einem Land, das ihnen noch nicht vertraut ist. Eric Schweitzer: Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gestiegen - sie leisten damit einen großen Beitrag zur Fachkräftesicherung in den Unternehmen. Unternehmen übernehmen mit der Integration von geflüchteten Frauen zunächst gesellschaftliche Verantwortung. Vielfalt in der Mitarbeiterschaft kann zudem nicht nur für internationale Unternehmen mit ausländischen Kunden eine Bereicherung sein. Eric Schweitzer: Geflüchtete Frauen haben in ihren Herkunftsländern seltener Berufserfahrungen gesammelt als Männer und verfügen im Durchschnitt über ein geringeres Bildungsniveau. Das kann den Einstieg in Arbeit hierzulande erschweren. Der Wunsch zu arbeiten ist aber auch unter den geflüchteten Frauen hoch, passende Unterstützungsangebote sind daher wichtig. Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten, um die Möglichkeiten für den Berufseinstieg geflüchteter Frauen zu verbessern. Katarina Barley: Mit einer Erwerbsperspektive integrieren wir nicht nur die geflüchteten Frauen, sondern mit ihnen die ganze Familie. Denn Mütter sind Vorbilder für ihre Kinder. Sie sind Alleskönnerinnen, die sich um die Alltagsorganisation kümmern. Der Großteil der Frauen will hier Geld verdienen und ist hoch motiviert. Inwieweit spielt hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Rolle? Katarina Barley: Vereinbarkeitsfragen spielen eine ganz entscheidende Rolle. Die Familien werden vielfach mit unterstützt, beispielsweise durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Geflüchtete Familien sehen, dass Müttererwerbstätigkeit in Deutschland üblich ist. Das bestätigt den Wunsch der Frauen, zu arbeiten. Gleichzeitig dürfen wir die Mütter bei diesen Fragen nicht allein lassen, sondern müssen die Väter mit ins Boot holen. Natürlich bringt die Erwerbstätigkeit der Mutter Veränderungen für die ganze Familie mit sich: Abläufe müssen anders geplant, Zeiten müssen abgesprochen werden. Unsere ''Stark im Beruf''Kontaktstellen unterstützen die Familie auch in dieser ganz alltäglichen Frage. Wie schaffen wir das als Familie? Eric Schweitzer: Auch die Unternehmen ermöglichen mit vielfältigen Angeboten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der parallele Ausbau der Betreuungsinfrastruktur ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Neben dem Zugang zu Angeboten der Kindertagesbetreuung ist eine ausreichende Flexibilität für die Unternehmen bei der Gestaltung von Vereinbarkeitsmodellen sehr wichtig. Um die Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen zu steigern, müssen wir sie gleichzeitig beim Sprachund Qualifikationserwerb unterstützen. mit gleicher Qualifikation bestehen auch gleiche Jobperspektiven. Die große Bandbreite an Berufen und Entwicklungswegen ist vielen geflüchteten Frauen nicht ausreichend bekannt - hier müssen wir Informationen zielgruppengerecht aufbereiten und einfach zugänglich machen. Es gibt Integrationsprojekte, die sich einen Frauenanteil zum Ziel setzen, so z.B. ein Integrationsprojekt der IHK Wiesbaden. Mittlerweile befinden sich einige der Teilnehmerinnen in Ausbildung und Studium eine Erfolgsgeschichte! Katarina Barley: Uns muss es darum gehen, die Mütter von Anfang an mitzudenken. Auf eine nachholende Integration nach der Kindererziehung zu setzen, wäre viel zu spät und würde viele Frauen über Jahre hinaus ausgrenzen. Infos über Teilzeitausbildung, zukunftsträchtige Berufe und Kinderbetreuungsangebote, Frauen- und Elternkurse werden schon regional angeboten, um Frauen den Schritt in Ausbildung und auf den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dies wollen wir gemeinsam mit den Partnern aus der Wirtschaft in die Fläche tragen. Das ESF-Bundesprogramm ''Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein'' setzt hier ein und begleitet die Mütter auf dem Weg in die Erwerbstätigkeit. Welche ersten Strategien lassen sich erkennen, um Frauen in Ausbildung und Beschäftigung zu integrieren? Eric Schweitzer: Junge Frauen sollten frühzeitig für eine Ausbildung begeistert und gewonnen werden. Eine besondere Ansprache und eine konstante, individuelle Begleitung können hier helfen. Insgesamt sollten Geflüchtete generell, und besonders junge Frauen und ihre Familien, gut darüber informiert werd

en, dass es hierzulande keine Unterschiede beim Zugang zu Bildung und Beschäftigung gibt. Für Frauen und Männer Frauen mit Fluchterfahrung bringen Motivation und Kompetenzen mit, die für Ihr Unternehmen von Vorteil sein können. In dieser Praxishilfe finden Sie Tipps und Praxiserfahrungen, wie die Zusammenarbeit mit geflüchteten Frauen - unter ihnen auch viele Mütter - gelingt. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Welche Potenziale, aber auch Unterstützungsbedarfe bringen geflüchtete Frauen mit? Gute Argumente sprechen für Ihre Mitarbeiterinnen von morgen Für Herausforderungen passende Lösungen finden: Familienfreundlichkeit ist essenziell Deutsch lernen, auch berufsbegleitend Zugänge zum Arbeitsmarkt schaffen Qualifikationen kennenlernen Vielfalt im Unternehmen leben Wie gelingt der Berufseinstieg? Schritt 1: Kompetenzen kennenlernen und einschätzen Schritt 2: Brücken in die Ausbildung bauen und auf den Beruf vorbereiten Schritt 3: In den Beruf einsteigen Wie finden Unternehmen neue Mitarbeiterinnen unter geflüchteten Frauen? Unabhängig von vorherigen Erfahrungen sind viele Frauen motiviert, beruflich durchzustarten. Für Sie als Unternehmen lohnt sich die Einstellung: Geflüchtete Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, heißt auch dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Sprachliche und interkulturelle Kenntnisse der Frauen unterstützen die Internationalisierung Ihres Betriebs - egal ob Sie bereits ausländische Kunden haben oder diese noch gewinnen wollen. Vielfalt im Unternehmen kann die Kreativität und Innovationsfähigkeit stärken - nutzen Sie also die vielfältigen Sichtweisen, Erfahrungen und Talente. Erhöhen Sie Ihre Arbeitgeberattraktivität, indem Sie nach außen zeigen, wie modern und aufgeschlossen Ihr Unternehmen ist - durch eine internationale Belegschaft und durch Angebote, die Vielfalt zulassen. Darunter fallen auch Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit. Über die Hälfte aller geflüchteten Frauen stehen (zukünftig) dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zur Verfügung: 43 Prozent sind unter 18 Jahre alt, 17 Prozent im Ausbildungsalter. Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestehen insbesondere dann, wenn geflüchtete Familien befürchten, ihre Kinder könnten nicht gut betreut sein. Unternehmen sollten sensibel sein und bereits im Bewerbungsgespräch die Frage der Kinderbetreuung und der Arbeitszeiten und -modelle thematisieren. Unternehmen berichten, dass beim Vorstellungsgespräch manchmal auch der Partner anwesend ist. Dann können Lösungen im Konsens und gemeinsam mit der ganzen Familie gefunden werden! Deutsch lernen, auch berufsbegleitend Geflüchtete Frauen lernen oft später Deutsch als geflüchtete Männer. Nach fünf Jahren in Deutschland geben knapp 60 Prozent geflüchteter Frauen, aber fast 80 Prozent der Männer an, ''sehr gut'', ''gut'' oder ''mittelmäßig'' Deutsch zu sprechen und somit Sprachkenntnisse zu besitzen.(12) Nare Yesilyurt, Gründerin und Geschäftsführerin des kulturspezifischen Pflegedienstes Deta-Med in Berlin, arbeitet schon lange mit Frauen mit Migrationshintergrund zusammen. Sie ist überzeugt, Sprache kann auch berufsbegleitend erlernt werden:(13) Wie gelingt der Spracherwerb am Arbeitsplatz? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Man muss den Menschen eine Chance geben. Ein wichtiger Schritt zur vollständigen Integration in die Arbeitswelt ist die Verbesserung der Deutschkenntnisse. Nach der Einstellung werden die betreffenden Mitarbeiterinnen daher berufsbegleitend zu Deutschkursen geschickt. Sie können weiterhin normal im Betrieb arbeiten, zusätzlich aber ihre sprachlichen Kompetenzen verbessern. In der Arbeitsplanung wird dafür gesorgt, dass für die Kursteilnahme genug Zeit zur Verfügung steht. Was sind die Inhalte der Deutschkurse und wie werden sie finanziert? Die Sprachkurse werden an Sprachschulen durchgeführt und beziehen sich inhaltlich auf den Pflegeberuf. Ich bestimme die Inhalte mit, weil ich weiß, wo die Schwächen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen. Bezahlt wird die Teilnahme am Kurs vom Unternehmen. Dafür verlange ich aber auch etwas: Wer hier arbeitet, muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Ich möchte keine bildungsresistenten Mitarbeiterinnen! Warum ich investiere? Meine Pflegekräfte sind mein größtes Kapital. Sprachbarrieren oder die Angst vor unbekannten Institutionen hindern geflüchtete Frauen oft daran, an Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen. Bildungsträger und weitere Maßnahmenanbieter weisen wiederum darauf hin, dass es nicht einfach ist, die geflüchteten Frauen als Zielgruppe zu erreichen. Als Unternehmen können Sie sich mit zielgruppenspezifischen Initiativen, wie den Kontaktstellen vom Programm ''Stark im Beruf'', vernetzen. Diese haben bereits langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Frauen mit Migrationshintergrund und können so einen guten Zugang herstellen. Die Ausbildung ermöglicht es jungen geflüchtet

en Frauen, in deutschen Unternehmen Fuß zu fassen: Egal ob es sich um die ersten Schritte auf dem Arbeitsmarkt handelt oder in Deutschland eine Umorientierung stattfindet. Die Arbeitserlaubnis habe ich direkt zum Ausbildungsstart erhalten. Ich konnte also gleich loslegen! Anfangs hatte ich etwas Angst, weil ich keine Erfahrung in der Gastronomie hatte. Aber ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, dass sich die Gastronomiekultur in Deutschland sehr von der in meinem Heimatland unterscheidet. Welchen Tipp können Sie anderen geflüchteten Frauen geben? Wege in Ausbildung für Flüchtlinge Die Qualifizierungsinitiative ''Wege in Ausbildung für Flüchtlinge'' des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Bundesagentur für Arbeit und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks richtet sich an Flüchtlinge, die nicht mehr schulpflichtig sind. Mit einer 13-wöchigen ''Berufsorientierung für Flüchtlinge'' werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schritt für Schritt auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereitet und dabei kontinuierlich begleitet. Die IHK FOSA (Foreign Skills Approval) als zentrale Stelle der Industrie- und Handelskammern in Deutschland nimmt für die Berufe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen die Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse vor. Mehr Informationen unter: www.ihk-fosa.de Netzwerk IQ Das bundesweite Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) hat das Ziel, die Arbeitsmarktchancen von erwachsenen Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu verbessern. Das Netzwerk informiert zum Thema Anerkennung von Abschlüssen und stellt auf der Webseite vielfältige Materialien zu den Themen Diversity Management, Kompetenzfeststellung und Qualifizierung zur Verfügung. Mehr Informationen unter: www.netzwerk-iq.de Unternehmen Berufsanerkennung ''Unternehmen Berufsanerkennung'' informiert über die Möglichkeiten der beruflichen Ankerkennung und sensibilisiert für die damit verbundenen betrieblichen Chancen. Mehr Informationen unter: www.unternehmen-berufsanerkennung.de Vereinbarkeit von Familie und Beruf Erfolgsfaktor Familie Das Unternehmensprogramm ''Erfolgsfaktor Familie'' ist die zentrale Plattform zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit dem Unternehmensprogramm setzt sich das Bundesfamilienministerium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH) und dem DGB dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft zu machen. Das beim DIHK angesiedelte Unternehmensnetzwerk hat über 6.500 Mitglieder, vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Leitgedanke des Netzwerkes ist ''Unternehmen lernen mit- und voneinander''. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Mehr Informationen unter: www.erfolgsfaktor-familie.de Frühe Chancen Auf dem Portal ''Frühe Chancen'' finden Sie Initiativen des Bundesfamilienministeriums rund um die Kinderbetreuung. Unter anderem können Sie die Programme ''Sprach-Kitas'' und ''Kita-Plus'' kennenlernen. Letzteres erprobt qualitative Betreuung auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Mehr Informationen unter: www.fruehe-chancen.de Die ''Deutschkurse für den Beruf'' des BAMF richten sich an Migrantinnen und Migranten, die Arbeit suchen oder in ihrem Beruf weiterkommen möchten. Deutschunterricht, berufliche Qualifizierung und Praktika sind Teile der Kurse. Auch das Bundesprogramm ''Berufsbezogene Deutschsprachförderung'' bereitet auf die sprachlichen Anforderungen im deutschen Berufsalltag vor. Mehr Informationen unter: www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/ DeutschBeruf/deutschberuf-node.html Integrationskurs für Eltern und für Frauen Integrationskurse sind das zentrale Instrument des Bundes, um den Spracherwerb zu fördern. Integrationskurse werden auch spezifisch für Frauen angeboten. Mehr Informationen unter: www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/ Integrationskurse/SpezielleKursarten/Frauenkurse/frauenkurse-node.html Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Netzwerk IQ Die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Netzwerk IQ berät Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von innerbetrieblichen Sprachkursen. Mehr Informationen unter: www.deutsch-am-arbeitsplatz.de Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt - Praxisleitfaden für Unternehmen Der Praxisleitfaden der Charta der Vielfalt gibt Tipps zum Thema Diversity Management

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