Fachkräfteengpässe (Geschlechterunterschiede)

Fachkräfteengpässe (Geschlechterunterschiede)

Die Studie beleuchtet die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt

und schließt mit Handlungsempfehlungen für Unternehmen und politische Akteure ab.

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Fachkräfteengpässe in Unternehmen: Geschlechterunterschiede in Engpassberufen. Der Arbeitsmarkt für Frauen und Männer. Der Arbeitsmarkt im Zeitverlauf. Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt. Die derzeitige Fachkräftesituation. Anhaltende Fachkräfteengpässe. Bestehende Fachkräftepotenziale. Betrachtung der Berufsfelder. Fachkräfteengpässe verfestigen sich: Anhaltende Fachkräfteengpässe sind in 96 Berufsgattungen zu verzeichnen Zwischen August 2011 und April 2015 bestanden in 96 von 619 analysierten Berufsgattungen anhaltende Fachkräfteengpässe. Die meisten dieser dauerhaft durch Engpässe charakterisierten Berufe gab es mit 20 Berufsgattungen im Berufsfeld ''Gesundheit, Soziales und Bildung''. In den Berufsfeldern ''Bau- und Gebäudetechnik'' sowie ''Energie, Elektro und Mechatronik'' bestanden mit 15 beziehungsweise 13 Engpassberufen ebenfalls viele Knappheiten. Anhaltende Engpässe bestehen, wenn die Zahl an registrierten Arbeitslosen mit diesem Zielberuf im gesamten Betrachtungszeitraum nicht ausreicht, um alle offenen Stellen zu besetzen. Für die Berechnung wurden Durchschnittswerte der Engpassrelationen von August bis Juli eines Jahres gebildet. Für das vierte Jahr wurden neun Monate (August bis April) berücksichtigt. Nur, wenn in allen vier Betrachtungszeiträumen im Durchschnitt weniger als 200 Arbeitslose auf je 100 gemeldete offene Stellen kommen, wird von einem Beruf mit anhaltendem Engpass gesprochen. Der Grund liegt darin, dass nur etwa jede zweite offene Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet wird. Männertypische Berufe sind stärker von Engpässen betroffen als frauentypische Berufe Von den 5,05 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in Berufen mit anhaltenden Engpässen arbeiten, sind 3,23 Millionen männlich. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der Struktur der Engpassberufe wider: Von den 96 Berufsgattungen mit anhaltenden Fachkräfteengpässen handelt es sich bei 64 um männertypische und bei 17 um frauentypische Berufe. Damit waren 23 Prozent aller männertypischen und 14 Prozent aller frauentypischen Berufe von Knappheiten betroffen. Ein frauen- oder männertypischer Beruf ist dadurch gekennzeichnet, dass mehr als 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einem Geschlecht angehören. Lediglich 15 Engpassberufe weisen einen vergleichsweise ausgeglichenen Frauen- und Männeranteil auf. Damit waren nur sieben Prozent aller gemischten Berufe von Engpässen betroffen. Engpassberufe sind somit häufiger durch ein Geschlecht dominiert als andere Berufe. In frauentypischen Berufen bestehen die größten Engpässe im Gesundheitswesen Neun der zehn frauentypischen Berufe mit den stärksten Engpässen stammen aus dem Berufsfeld ''Gesundheit, Soziales und Bildung''. Besonders starke Engpässe lassen sich für Berufe der Gesundheits- und Altenpflege identifizieren. So gehören die Fachkrankenpflege, die Altenpflege sowie die Gesundheits- und Krankenpflege zu den frauentypischen Berufen mit den größten gemessenen Knappheiten. Hinzu kommen weitere Gesundheitsberufe der Sprach-, und Physiotherapie, der Augenoptik, der medizinisch-technischen Radiologie sowie Aufsichtskräfte der Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehung. Engpässe in Gesundheitsberufen könnten durch eine Ausweitung der Arbeitszeiten gemildert werden Von den insgesamt knapp 5,05 Millionen Fachkräften in Berufen mit anhaltenden Engpässen arbeitet eine Million Fachkräfte in Teilzeit. Der größte Teil davon entfällt auf Fachkräfte im Berufsfeld ''Gesundheit, Soziales und Bildung''. In den Engpassberufen dieses Berufsfeldes arbeiteten 670.000 Fachkräfte mit reduzierten Wochenstunden. Alleine 286.000 Teilzeitbeschäftigte sind in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie 118.000 in der Altenpflege zu verzeichnen. Bereits die Ausweitung der Arbeitszeit bei einem Teil der Beschäftigten stellt Potenzial dar, um derzeitigen Engpässen entgegenzuwirken. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 15 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten ihre Arbeitszeiten tatsächlich aufstocken möchten. Die Möglichkeiten, aber auch der grundsätzliche Wunsch, die Arbeitszeit auszuweiten, könnten größer ausfallen, wenn die Infrastruktur zur Kinderbetreuung an Kindertagesstätten und Schulen weiter ausgebaut würde und so weiteren Beschäftigten eine Aufstockung ihrer Arbeitszeiten ermöglicht wird. und durch eine stärkere Einbindung von männlichen Beschäftigten Im Berufsfeld ''Gesundheit, Soziales und Bildung'' gibt es 20 Berufsgattungen mit anhaltenden Fachkräfteengpässen. 15 davon sind frauentypische Berufe. Zahnmedizinische Fachangestellte sind zu 99,5 Prozent weiblich, Aufsichtskräfte der Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehung zu 95,9 Prozent und Sprachtherapeuten zu 93,9 Prozent. Auch die quantitativ sehr bedeutsamen Tätigkeiten der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Altenpflege werden mit 86,7 Prozent beziehungsw

eise 84,7 Prozent überwiegend von Frauen durchgeführt. Dies bedeutet, dass auch durch die Gewinnung von mehr Männern für diese Berufe Potenzial besteht, um Engpässe abzumildern. Allerdings stehen dem nach wie vor tradierte Rollenbilder und ein vergleichsweise unflexibles Berufswahlverhalten der jungen Menschen gegenüber. kann, ist noch ein weiter Weg bei der Veränderung des Berufswahlverhaltens zu gehen. In männertypischen Berufen bestehen die größten Engpässe im naturwissenschaftlichtechnischen Bereich Harter Kern von Engpassberufen: 41 Berufsgattungen waren anhaltend sogar von starken Engpässen betroffen Von den zehn männertypischen Berufen mit den stärksten Engpässen stammen fünf aus dem Berufsfeld ''Energie, Elektro und Mechatronik''. Drei Berufe waren dem Berufsfeld ''Bau- und Gebäudetechnik'' zuzuordnen. Auch akademisch qualifizierte Experten der Berufsgattungen Informatik sowie Ver- und Entsorgung gehören zu den zehn Männerberufen mit den größten Knappheiten. Somit liegt der Schwerpunkt der männertypischen Engpassberufe im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Das wird auch dadurch deutlich, dass alle Berufe mit anhaltenden Engpässen aus den Bereichen ''Energie, Elektro und Mechatronik'', ''Maschinen- und Fahrzeugtechnik'' sowie ''Metall'' männertypische Berufe sind. Von den insgesamt 96 Berufsgattungen mit anhaltenden Knappheiten waren 41 von starken Engpässen betroffen. Ein starker Engpass besteht, wenn weniger als 100 Arbeitslose auf je 100 gemeldete offene Stellen kommen. Selbst unter der Annahme, dass alle offenen Stellen tatsächlich bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet werden, reichten die Arbeitslosen nicht aus, um alle Stellen zu besetzen. Von den starken Engpässen entfielen jeweils zehn Berufsgattungen auf die Berufsfelder ''Gesundheit, Soziales und Bildung'' sowie ''Energie, Elektro und Mechatronik''. In fünf Berufsgattungen der ''Bau- und Gebäudetechnik'' waren ebenfalls starke Engpässe zu verzeichnen. Die Ausweitung der Arbeitszeit bietet in naturwissenschaftlich-technischen Berufen nur wenig Potenzial zur Reduzierung von Engpässen In Engpassberufen der Berufsfelder ''Metall'', ''Maschinenund Fahrzeugtechnik'' sowie ''Energie, Elektro und Mechatronik'' arbeiten fast ausschließlich Männer in Vollzeit. Der Frauenanteil an den Beschäftigten reicht von 0,3 Prozent in der Land- und Baumaschinentechnik bis hin zu 12,9 Prozent in der Elektromaschinentechnik. Durch das verstärkte Anwerben von weiblichen Fach- und Nachwuchskräften könnten Unternehmen in diesen Berufen einen Teil ihrer offenen Stellen besetzen. Bis hier jedoch ein nennenswerter quantitativer Effekt erreicht werden während eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen Engpässe mildern könnte Der Anteil an Teilzeitkräften liegt zwischen 1,1 Prozent bei Fachkräften der industriellen Gießerei und 7,4 Prozent bei Experten der Mechatronik. Ein größeres Angebot an Teilzeitstellen könnte einen zusätzlichen Anreiz für Frauen darstellen, diese Berufe zu ergreifen. Das Thema ''Fachkräfteengpässe'' ist in der öffentlichen Diskussion allgegenwärtig. Bedingt durch die anhaltend geringen Geburtenraten wird das Erwerbspersonenpotenzial - je nach Stärke der Zu- und Abwanderung - von derzeit 49 Millionen bis zum Jahr 2035 auf schätzungsweise 41 bis 43 Millionen Erwerbstätige zurückgehen (Statistisches Bundesamt, 2015a). Zudem verstärken die Auswirkungen der Rente mit 63 zunehmend die Knappheiten am Arbeitsmarkt (Anger et al., 2015). Hingegen erreichte im Mai 2015 die Nachfrage nach Arbeitskräften einen neuen Höchstwert, wie der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) belegt (BA, 2015a). Insbesondere kleine und mitt lere Unternehmen (KMU) haben seit geraumer Zeit in einigen Branchen und Regionen Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen und Ausbildungsplätze zu besetzen (Bußmann/Seyda, 2015, Czepek et al., 2015, BIBB, 2015). Politische und wirtschaftliche Akteure haben ein Bewusstsein für diese Problematik entwickelt und erarbeiten zunehmend Lösungsansätze. So beschlossen Politik, Unternehmen, Kammern und Sozialpartner mit der kürzlich eingegangenen ''Partnerschaft für Fachkräfte'' eine noch intensivere Zusammenarbeit, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten. Es wurden Maßnahmen entwickelt, die Betriebe dabei unterstützen sollen, ihren Fachkräftebedarf auch zukünftig decken zu können (BMAS, 2015, BA, 2011): Neben einer verbesserten Arbeitsmarktintegration von Migranten und einer zunehmenden Erwerbsbeteiligung älterer Personen stellt die stärkere Erwerbspartizipation von Frauen einen wichtigen Grundpfeiler zur Erreichung dieses Zieles dar. Und gerade bei der Aktivierung weiblicher Fachkräfte konnten in den letzten Jahren Fortschritte erzielt werden. Noch nie waren so viele Frauen in der Bundesrepublik erwerbstätig wie heute (Wanger, 2015). Zudem besitzt Deutschland im europäischen Vergleich nicht nur die geringste Erwerbslosenquote

von Männern, sondern auch von Frauen (Statistisches Bundesamt, 2015b). Doch trotz dieser Fortschritte ist der deutsche Arbeitsmarkt nach wie vor von einer starken Geschlechtersegregation geprägt - die Berufswahl von Frauen und Männern weist deutliche Unterschiede auf, sodass es viele männer- beziehungsweise frauentypische Berufe gibt. Hier stellt sich die Frage, inwieweit sich diese geschlechts spezifischen Unterschiede auch in den Engpassberufen widerspiegeln. Bisher wurde die Fragestellung noch keiner intensiven Analyse unterzogen. Dies ist jedoch in mehrerlei Hinsicht relevant. Die Überwindung traditioneller Geschlechterrollen bei der Berufswahl könnte dazu beitragen, Fachkräfteengpässe in männer- beziehungs weise frauendominierten Berufen zu verringern. Hierfür benötigen Unternehmen Informationen darüber, in welchen Engpassberufen eine stärkere Einbeziehung beider Geschlechter bei der Sicherung ihrer Fachkräftebasis helfen kann. Diese Informationen werden mit der vorliegenden Studie zur Verfügung gestellt. Neben der derzeitigen Engpasssituation in frauen- und männertypischen Berufen wird darüber hinaus die damit eng verbundene Teilzeittätigkeit in Engpassberufen analysiert. Unternehmen erhalten so Kenntnisse darüber, in welchen Berufen die Ausweitung des Arbeitszeitvolumens oder der angebotenen Teilzeitstellen die Knappheiten am Arbeitsmarkt reduzieren könnte. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind sowohl Unternehmen als auch politische Akteure gefordert, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hierbei ein Schlüssel zur freiwilligen Ausweitung der Arbeitszeiten, doch auch andere Maßnahmen können helfen. Die Studie schließt daher mit Handlungsempfehlungen für beide Seiten ab

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